Warum gemachte Brüste aus finanzieller Sicht Sinn machen…

Intro. Ein Beitrag von mir widmet sich dem Thema Aktienfonds. Unter dem Titel ICH-AG schrieb ich vor zwei Monaten darüber was mich dazu bewegte meine Ersparnis vom Bausparen in einen Fonds zu investieren. Es ging in diesem Beitrag um meine Vorbehalte, Erwartungen und auch um etwaige (gesellschaftliche) Chancen im Bereich des Wertpapiersparens. Eine gute Freundin von mir hat sich schon vor längerer Zeit mit dieser Thematik befasst und in Aktien investiert. Durch ihren Job ist sie einmal mehr mit dem Finanzsektor vertraut. Ich habe mich immer wieder mit Fragen an sie gewendet und eines Tages die Idee gehabt, dass es Sinn machen würde ihre Erfahrungen und Annahmen hier im Blog zu teilen.

Zur besseren Lesbarkeit haben wir uns für das Format Interview entschieden. Es widerspiegelt nicht den authentischen Dialog zwischen uns beiden, aber bringt etwas Struktur rein.

About. Kerstin kenne ich schon richtig lange. Unsere erste Begegnung hatten wir im Tenniscamp als wir zirka 10 Jahre alt waren. Es klingt möglicherweise nach einer Upper Class Connection, ist es aber nicht. Wir kommen beide aus Oberalm, einem Kuhdorf bei Hallein (Salzburg). Unsere Eltern waren beiderseits weder vermögend noch akademisch. Der Reichtum war das bunte Dorfleben und Freundschaften die sich bildeten und bis heute halten. Kerstin und ich waren zusammen an der Tourismusschule und ein Weilchen zeitgleich in Wien. Derzeit lebt und arbeitet sie in Bern, ist extrem aktiv, ambitioniert und voller Abenteuerlust. Ach ja: Sie liebt seit eh und je die Hip Hop Musik, spielt leidenschaftlich Basketball und steht total auf die Kultur drumherum. Darum nennen wir sie Kay (Kerstin bounct nicht genug).

Warum hast du begonnen, dich für Finanzen zu interessieren und wer oder was hat dich inspiriert?

Ich arbeite als Financial Analyst in der Schweizer Hauptstadt Bern und vielleicht denkt man, dass ich durch mein berufliches Umfeld zum Investieren gekommen bin. Natürlich habe ich im Job gelernt mit Zahlen umzugehen und bin dem Investieren näher als in anderen Berufsfeldern, jedoch bin ich eher durch Zufall auf die Materie gestoßen. Wenn jemand in der Familie oder im Freundes- oder Bekanntenkreis in etwas investiert hat, dann war es Immobilien: „Ich zahl lieber mein eigenes Haus ab, als dass ich die Miete jedes Monat verschenke“, habe ich so oft gehört. Nun, eine Immobilie war für mich keine gute Lösung da ich flexibel sein will und schnell auf geänderte Lebensumstände reagieren möchte. Außerdem kann der Wohnungsmarkt crashen. Neben meinem tollen Haus wird plötzlich ein hässlicher Fernsehturm gebaut und ich möchte doch nicht mein gesamtes Risiko in einer Investition haben. Ich hielt also die Augen offen nach Alternativen. Inspiriert hat mich ein Artikel über Beate Sanders. Die Dame hat erst mit 59 Jahren mit 30,000 EUR zu investieren angefangen. Heute ist sie 81 und Millionärin. An der Börse zu investieren, wäre das was für mich, habe ich mich zu Beginn gefragt? 

So fing ich zuerst mit einfachen YouTube Videos und Podcasts an, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Später trat ich unterschiedlichen Facebook-Gruppen und Foren bei und las einige Bücher zu dem Thema. Je mehr ich darüber lernte, desto mehr stieg meine Begeisterung. Sehr viele Menschen verlieren Geld an der Börse, aber nur weil sie ohne sich vorher Wissen anzueignen an die Sache rangehen. Ich habe mal gelesen, dass es über 80 % sind. Challenge accepted. Um erfolgreicher Investor zu werden, bedarf es Disziplin und einer guten Strategie. Ausserdem macht man Geld an der Börse nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Hintern – man muss lange darauf sitzen bleiben. Grundprinzipien verstanden und los gings. 

Mit wem tauscht du dich über das Thema Finanzen und Geldanlage aus und warum denkst du, ist das Thema Vermögensaufbau ein schwieriges Thema für viele? Wie hast du mit dem Investieren begonnen?

Ja das stimmt, es ist schon ein bisschen ein heikles Thema. Menschen sprechen generell nicht gerne über ihre Finanzen. Ich glaube das ist einfach verpönt hier bei uns und ich weiß nicht so genau warum. Vielleicht haben die Menschen Angst vor Neidern. Ich finde das ziemlich schade, aber zum Glück gibt es mittlerweile viele Facebook-Gruppen und Foren wo über Geld gesprochen wird und sich über das Thema Vermögensaufbau ausgetauscht wird. 

Zu Beginn habe ich angefangen jedes Monat in einen ETF (mehr dazu weiter unten) zu investieren. Als ich mehr über das Thema Investieren las, kamen Einzeltitel hinzu. Mein allererster Aktienkauf waren 10 Stück Aurora Cannabis Aktien für insgesamt ca. 50 EUR. Heute lache ich darüber, weil das ein ziemlicher Schwachsinn war, aber ich sah mich als so mutig und draufgängerisch. Als die Aktie zwischendurch um 70 % stieg, fühlte ich mich wie Warren Buffett höchst persönlich. Kurze Zeit später ging die aber den Bach runter und ich bemerkte, dass es doch Wissen und Strategie bedarf und nicht einfach nur einem „guten Gefühl“. Wahrscheinlich zahlt jeder früher oder später einmal Lehrgeld, aber damals war es das Beste für mich einfach mal anzufangen. So verlor ich die Scheu und aus Fehlern lernt man bekannterweise. Wenn man an der Börse investiert, sollte man emotionslos sein und sich vorher überlegen, wohin man will. Viele verbinden Aktien mit großem finanziellem Risiko. Investitionen in Aktien sind natürlich riskant, aber nur wenn man sich vorher nicht mit der Thematik befasst, blindlings kauft und das Risiko nicht beurteilen kann. Man lernt in der Schule wie man eine quadratische Gleichung mit zwei Unbekannten ausrechnet, aber nicht wie man Risiko in Investitionen managt und welche Möglichkeiten es im Vermögensaufbau gibt. Ausserdem sind viele Bereiche im Leben riskant und wir haben gelernt mit dem Risiko umzugehen. Beim Autofahren zum Beispiel wäre es super gefährlich ohne Verkehrsregeln, Airbag und Anschnallgurt zu fahren und niemand würde in ein Auto steigen, gäbe es dies nicht. Ich sehe das ähnlich beim Thema Geldanlegen. Es ist wichtig die Regeln zu lernen und das Risiko zu kennen und gut zu diversifizieren. Dann kann man emotionslos und gelassen kaufen und das führt schlussendlich zum Erfolg.  

Denkst Du nicht, dass vielen Menschen einfach nicht genug am Ende vom Monat übrig bleibt?

Um investieren zu können ist natürlich eine gewisse Spardisziplin Voraussetzung. Ich habe mal gelesen, dass man sich an materiellen Dingen nur bis rund 3 Monate nach Kauf erfreut. Dabei ist es egal, ob es sich um eine neue Jeans, oder ein Luxusauto handelt. Anscheinend gibt es eine Ausnahme und das sind Silikonbrüste bei Frauen. Frau erfreut sich da noch länger daran. Ich glaube das stimmt mit der Konsumtheorie und mittlerweile macht es mir auch viel mehr Spaß, mein Geld zu investieren, als auszugeben. Ich mache fast keine Impulskäufe mehr und gebe nur Geld für Dinge aus, die es mir wert sind. Wenn dir die Silikonbrüste den höchsten Cost-Benefit-Effekt erbringen, dann macht die Anschaffung Sinn. Ich rate aber davon ab, sich mit materiellen Dingen das kurzfristige „Konsumhigh“ zu erkaufen – das bringt auf lange Sicht gesehen nichts. Manchmal muss ich über mich schmunzeln, wenn mir ein Top für 50 EUR zu teuer ist, aber ich dann Aktien für 1,000 EUR, ohne mit der Wimper zu zucken, kaufe.  

Ich mag meinen Job, aber ich glaube, dass ich mich später mehr um meine Familie kümmern will und darum setze ich jetzt die Weichen, um dann das weniger Arbeiten mit beispielsweise Dividendenrendite kompensieren zu können. So kann ich meinen Lebensstandard halten. Ich rate jedem sich mit dem eigenen Vermögensaufbau zu beschäftigen, auch wenn man in der glücklichen Situation ist, im Job seine Erfüllung gefunden zu haben. Theoretisch ist es dann kein Problem bis über das Rentenalter gerne zu arbeiten. Lebensumstände können sich aber auch sehr schnell ändern und sich Gedanken um Geld machen zu müssen, macht keinen Spaß. Wenn man jetzt mit kleinen Schritten anfängt, kann man sich auf lange Sicht gesehen eventuell viele Sorgen ersparen oder kann sich den ein oder anderen größeren Traum erfüllen. Ein Grossteil der Menschen überschätzt was sie in einem Jahr schaffen, aber unterschätzt was sie in 10 Jahren erreichen können. Das kann auf viele Lebensbereich übertragen werden.  

Welche Empfehlungen kannst du mir und anderen Frauen geben um finanziell unabhängig zu werden und um sich einen Polster zu schaffen? Was können Laien tun um einen effizienten Einstieg zu schaffen?

Es gibt mittlerweile viele Autorinnen und Bloggerinnen die sich genau dem Thema „Frauen und Finanzen“ widmen. Einerseits finde ich es toll, dass Frauen ermutigt werden, finanziell unabhängig zu werden. Trotz eines Zeitalters von Emanzipation und Co, gibt es zu viele Frauen, die von ihrem Mann finanziell abhängig sind. Ich habe den Prozentsatz vergessen, aber ich kann mich erinnern, dass ich schockiert war. Andererseits finde ich es aber auch mühsam, dass ein Ding aus Frauen und Finanzen gemacht wird – fast genauso mühsam wie ein Frauenbereich im Fitnessstudio der mit 1kg Hanteln und einem Crosstrainer ausgestattet ist. Ich wünsche mir hier eine rationalere Herangehensweise. Es ist ein Thema wie jedes andere in das man sich einliest, überlegt und dann handelt. Das machen Männer genauso wie Frauen und ich verstehe nicht warum hier eine Komfortzone geboten werden muss. Ich habe entschlossen, mich weniger auf den Staat oder auf jemand Anderes zu verlassen und versuche aus den Gegebenheiten – egal bei was – das Beste für mich rauszuholen. Es macht mich unglücklich mich über Dinge zu beschweren, die ich sowieso nicht ändern kann, sondern optimiere wo es geht. So auch bei meinen Finanzen.

Klingt sehr souverän! Du hast schon einige Stationen durchlaufen die ziemlich unterschiedlich sind (Tourismusschule, Studium an der BOKU, Projekte in Kalifornien und jetzt arbeitest du in der Finanzwirtschaft). Wie passt das zusammen? Was ist so dein Ziel?

Ja das stimmt. Meine berufliche Laufbahn ist sehr kontrovers und ich glaube, das liegt daran, dass ich mich für viele unterschiedliche Themenbereiche begeistern kann. Heutzutage sind neue Informationen so einfach zu bekommen und ich finde es spannend mich in unterschiedliche Themenfelder einzuarbeiten, Hörbücher zu hören und mir eine eigene Meinung zu bilden. Das Leben ist so vielseitig und es wäre schade, sich in eine Schublade zwängen zu lassen. Ich liebe den Nerd-Aktientalk, aber genauso unterhalte ich mich mit Leuten im Gym über Erfahrungen der neuesten Hardcore-Booster am Markt. Seit einiger Zeit orientiere ich mich gerne nach dem Paretoprinzip und diese Herangehensweise funktioniert für mich sehr gut. Das ist die sogenannte 80-zu-20-Regel, die besagt, dass im Zeitmanagement 80 % des Ergebnisses mit 20 % des Gesamtaufwandes erreicht wird. Die restlichen 20 % des Ergebnisses würden 80 % des Gesamtaufwandes benötigen. Ich nutze diese Regel, um mein Wohlbefinden und meine Lebensqualität zu verbessern. Mit 20 % meines Trainings-Inputs zum Beispiel erreiche ich 80 % meines Körperideals und meines Trainingserfolges oder mit 20% des Gesamtaufwandes bei der Hausarbeit, erarbeite ich 80 % meiner Wohlfühlatmosphäre in Wohnung. Das reicht mir dann auch in Bereichen, die keine Priorität haben aber dazu gehören und andere Lebensbereiche optimieren. Ich muss nicht überall meine persönlichen Topwerte erreichen, sondern chille auch mal gerne oder nehme mir lieber Zeit um Neues zu lernen. In manchen Bereichen reichen diese 80 % natürlich nicht, aber mir geht es einfach um eine gute Balance zwischen Spass, Lernen, Arbeiten, und Gesundheit.  

Mein Ziel am Ende des Tages ist simpel. Ich möchte glücklich und zufrieden sein. Prinzipiell bin ich das schon, aber um dies beizubehalten möchte ich immer finanziell und generell unabhängig sein, einen gesunden und fitten Körper haben, einen spannenden Job und interessante Nebenprojekte. Dann möchte ich immer die Motivation und Lust zum Lernen beibehalten und auch genügend Zeit für Familie und Freunde und Reisen haben. Wäre ich in einem anderen Land geboren, würde mich wahrscheinlich schon eine tägliche Mahlzeit unendlich glücklich machen. Ich lebe aber in der Schweiz deshalb sind dies eben meine Ansprüche.  

Ich hätte noch viele Fragen mehr. Stichwort: Coronakrise, Kursverluste, Wire Card Skandal, Digitale Währung usw. …Ein nächstes Mal 🙂 Abschließend: Welchen Lesestoff würdest du empfehlen um sich in das Börsenthema einzuarbeiten und wie bist du am Anfang vorgegangen?

Zum Einstieg finde ich „Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs“ von Gerd Kommer, oder „Der rationale Kapitalist“ von Kolja Barghoorn gut. Die gibt es auch als Audible und man kann es ganz gemütlich am Weg zur Arbeit oder beim Pumpen im Studio anhören. Bitte nicht vom Titel nicht abschrecken lassen – sobald man sich eingelesen hat, ist es super spannend. 

Ich habe damit angefangen in einen ETF Sparplan zu investieren. Ein ETF ist ein börsengehandelter Fonds der einen Index (zum Beispiel den Dax, S&P 500 oder MSCI World) nachbildet. Der MSCI World beispielsweise besteht aus 1,600 unterschiedlichen Unternehmen in die man investiert. Viele denken, dass man viel Geld haben muss um an der Börse zu investieren. Das stimmt aber nicht, denn einen ETF kann man bereits mit 25 EUR pro Monat besparen. Wichtig ist es zu wissen, dass man nur Geld investieren soll, das man kurzfristig nicht benötigt. Wenn nämlich eine Finanzkrise kommt und man kurz davor eine höhere Summe investiert hat, kann man nur abwarten, bis die Kurse wieder steigen und darf auf keinen Fall verkaufen. Genau deshalb ist ein Sparplan zu empfehlen, denn wenn der Kurs am Boden ist und der Sparplan weiter läuft, bekommt man mehr Anteile eines ETFs für die gleiche Sparsumme und man darf einfach ein Weilchen nicht ins Depot schauen. Wenn es einen Crash gibt, kann man Aktien von vielen guten Unternehmen günstig bekommen und gerade dann ist ein guter Zeitpunkt zum Einsteigen oder Nachkaufen. Manche verkaufen aber dann aus Panik und das macht überhaupt keinen Sinn. Wenn bei Zara oder H&M Sale ist und die Klamotten zum halben Preis verkauft werden, dann kaufe ich zu diesem Zeitpunkt doch auch lieber ein. 

Blickt man zurück hat der MSCI World ETF eine durchschnittliche Rendite von 7.1 % pro Jahr seit 1970 erzielt. Wenn ich also jetzt anfangen würde 250 EUR im Monat in den MSCI World zu investieren, dann habe ich nach 15 Jahren 78,892 EUR. Nach 30 Jahren hätte ich sogar schon 299,629 EUR. Ich hätte 90,000 EUR eingezahlt und die Zinsen würden sich auf 209.629 EUR belaufen. Da werden dann zwar noch Steuern abgezogen, aber trotzdem finde ich es beeindruckend was der Zinseszins bewirkt. Ich kenne viele denen es reicht einen ETF Sparplan einzurichten und sich dann nicht mehr mit dem Thema zu beschäftigen und laut Statistiken ist es auch ziemlich schwierig, fast unmöglich, den Markt mit Einzelaktien zu schlagen. Ich persönlich investiere neben dem ETF Sparplan schon in Einzelaktien aber aus Spaß und weil ich mich mit einzelnen Unternehmen besser identifizieren kann. Da wären wir wieder beim Paretoprinzip, in dem man 80 % des finanziellen Erfolges mit 20 % des Zeitaufwandes schaffen kann und man muss nicht aufwendig einzelne Unternehmen analysieren.

Albert Einstein bezeichnete die Kraft des Zinseszins mal als 8. Weltwunder. Das finde ich lustig und eine gute Motivation.  Die beste Rendite bringt aber auf alle Fälle die Investition in die eigene Bildung – davon bin ich überzeugt.

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